Das Seilhöschen

Es war eine ziemlich dumme Wette; und ich habe sie haushoch verloren. Die Konsequenzen trug ich sozusagen automatisch; und zwar gleich im doppelten Sinn. Mein Freund und ich, wir stehen auf Fesselspiele. Also um das genauer zu sagen, wir stehen darauf, dass er mich fesselt. Die Bondage andersherum, dass ich ihn fessele, das haben wir noch nicht ausprobiert, und das reizt uns auch alle beide nicht. Das liegt unter anderem daran, dass mein Freund ein echter Künstler ist. Er hat schon mehrere Bondage Workshops mitgemacht und beherrscht es wirklich, mich nicht nur mit Hilfe von Seilen bewegungslos zu fesseln, sondern das auch noch hübsch aussehen zu lassen.

Er schlingt die Bondageseile um meinen Körper, dass das Ergebnis ein richtiges Kunstwerk ist. Ich darf mich nachher immer entweder im Spiegel betrachten, so ich noch kann, oder er knipst Bilder von mir in Fesseln, deshalb kann ich das beurteilen. Ich besitze schon einen ganzen Stapel dieser Bondagebilder.

Weil sie mir so gut gefallen, habe ich neulich mal gesagt, wie schade ich das finde, dass nur wir beide, er und ich, das Ergebnis zu sehen bekommen. „Bondage in der Öffentlichkeit – das wäre mal was!“, habe ich geschwärmt. Ich habe gleich gesehen, wie es bei meinem Freund „Klick“ gemacht hat. Er war am Grübeln, wie er das wohl bewerkstelligen kann. „Das schaffst du nicht“, bemerkte ich kichernd. „Die Fesselspiele sind nur für uns beide und für niemanden sonst. „Abwarten“, war sein einziger Kommentar dazu. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ich merken müssen, er hatte bereits einen Plan. Aber ich war mir so sicher, dass es keine Möglichkeit gäbe, mich gefesselt anderen vorzuführen, dass ich ihm ganz siegesbewusst eine Wette vorgeschlagen habe, er würde es nicht schaffen. Als dann fast zwei Wochen vergingen und nichts geschah, was irgendwie mit Fesselspielen in der Öffentlichkeit zu tun hatte, hielt ich die Wette für mich bereits für gewonnen. Auch wenn er, als er sich darauf eingelassen hatte, sich einen Zeitraum von einem Monat ausbedungen hatte für die Realisierung.

Ja, und dann kam der Samstag, wo er mir abends, so gegen sieben, sagte, nun sei es soweit, und ich solle mich bereit machen. Was ich unter „bereit machen“ zu verstehen hatte, wusste ich genau. Ich sprang unter die Dusche, wusch mich nicht nur gründlich, sondern rasierte mich auch zwischen den Beinen und unter den Armen, und dann machte ich mich fein, mit einem scharfen schwarzen Spitzenhöschen, einem passenden BH und einem schicken Lederkleid, dazu passende halterlose Nylonstrümpfe und hochhackige Pumps. Als ich in dieser Aufmachung ins Wohnzimmer zurück kam, warf mein Freund einen kritischen Blick auf mich. „Das Kleid ziehst du erst einmal wieder aus“, sagte er dann. Ich wusste zwar nicht, was das sollte, aber ich gehorchte. Nun stand ich in Unterwäsche und Nylons vor ihm. „Und das Höschen muss auch weg“, ergänzte er. Das verstand ich ja nun gar nicht, was das sollte; auch wenn ich schön brav das Höschen auszog. Und meine Verwirrung stieg noch an, als er auf einmal an unsere kleine Truhe mit unseren Spielzeugen ging und ein langes, rotes Bondageseil herausholte.

„Ich wollte dir doch beweisen, dass man Bondage auch in der Öffentlichkeit machen kann“, erklärte er. „Wir werden gleich ausgehen.“ Ich starrte ihn an. Er hatte doch nicht etwa vor, mich nackt und gefesselt durch die Straßen zu führen? Mein Gesichtsausdruck musste mein Entsetzen nur allzu deutlich gezeigt haben, denn er fügte hinzu: „Keine Sorge – das Kleid kannst du nachher wieder anziehen.“ Nun verstand ich gar nichts mehr. Er kam zu mir, das Seil in der Hand, und forderte mich auf, ruhig stehen zu bleiben und die Beine breit zu machen. Ich gehorchte; inzwischen war ich ja selbst neugierig darauf, was er sich da wohl ausgedacht hatte. Er legte das Seil doppelt und führte es um meine Taille herum. Nachdem es dort befestigt worden war, führte er es durch meinen Schritt nach hinten, verknotete es an dem Gürtel aus Seil in meiner Taille, legte es wieder nach vorne und fixierte es ebenfalls an der Taille. Gleich zweimal führte nun das Seil direkt durch meine Muschi. Aha – nun trug ich also eine Art Seilhöschen. Das war ja ganz nett; auch wenn es in Sachen hohe Kunst der Japanbondage ganz bestimmt eine Übung für Vorschüler war.

„Jetzt kannst du das Kleid wieder anziehen“, sagte er anschließend. Etwas verächtlich war der Blick, den ich ihm zuwarf. Das sollte also seine Bondage in der Öffentlichkeit sein? Klar, ich war gefesselt, wenn wir jetzt gleich ausgingen, was er ja angekündigt hatte. Aber davon bekam doch niemand etwas mit! Wo also lag der Sinn dieses Seilhöschens? Ich muss allerdings gestehen, ich hatte es total unterschätzt, was für eine ungeheuer intensive Wirkung es hat, wenn einem als Frau ein Seil direkt durch den Schritt geführt wird. Da wird dann wirklich bei jedem Schritt der Schritt gereizt, wenn ihr wisst, was ich meine … Irgendwie hatte es mein Freund geschafft, die Seile so zu platzieren, dass sie bei jeder Bewegung meinen Kitzler rieben. Schon bevor wir aus dem Haus gingen war ich total nass da unten. Unterwegs wurde es noch viel schlimmer. Bald lief mir der Muschisaft sozusagen in Strömen die Schenkel herunter, und ich war so erregt, dass ich mich zwingen musste, mir nicht vor aller Augen zwischen die Beine zu fassen. Ich wusste jetzt also, dass Bondage in der Öffentlichkeit ganz schön aufregend sein kann.

Einen Trumpf hatte ich jedoch noch. „Aber gesehen hat das ja wieder keiner“, verkündete ich irgendwann mit einem frechen Grinsen und versuchte dabei, mich von dem Seil in meinem Schritt nicht so sehr ablenken zu lassen, dass ich ins Stottern kam. „Auch das werden wir gleich ändern“, meinte er daraufhin nur lässig. „Oder was glaubst du wohl, wo wir jetzt hingehen?“ Fragend sah ich ihn an, aber er verriet mir gar nichts. Erst als wir dann vor der großen Halle standen, wo er am Eingang für uns zwei Eintrittskarten abholte, und er mich anschließend in eine Art Umkleidekabinen schleppte, wo an der Wand auch die Poster hingen, verstand ich, was er gemeint hatte. In der Halle lief nämlich gerade eine Fetisch Party. Und da war als künstlerische Einlage unter anderem eine Bondage Performance angekündigt. Mir schwante schon etwas, und mein Freund bestätigte es mir. Er würde mich hier, vor allen Leuten, kunstvoll verknoten. Und damit hatte ich dann meine Bondage in der Öffentlichkeit gleich doppelt bekommen. Irgendwie wurde bei dem Gedanken daran mein Seilhöschen noch ein bisschen nasser …

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